SALON | „Aufstellungsarbeit in der Politik“

Unser Referent Alexander Porschke schaffte es am 7. Juli trotz des Deutschlandspiels eine große Anzahl Mediationsinteressierter zu versammeln. In der Vorstellungsrunde lernten wir Herrn Porschke und sein inneres Team kennen, das er uns auf einem Flipchart präsentierte. Anschließend erläuterte er anhand des Modell des Werte- und Entwicklungsquadrates, in welchen Spannungsfeldern die Aufgaben und Ansprüche an und von Politikern stehen. Die so ermittelten positiven Werte bzw. Charaktere wurden dann an die Teilnehmer verteilt. Sodann erörterten die Teilnehmer im Rahmen von Aufstellungen, in welchen typischen Situationen eines Politikers welche Charaktere in den Vordergrund treten und welche eher eine Nebenrolle spielen. Wann gilt es, rational, sachlich und analytisch zu sein, wann muss ein Politiker mitreißen, wann muss er für die Sache begeistern? So wurde lebhaft „im Wahlkampf“, „nach der Wahl“ und „die Koalitionsgespräche“ aufgestellt und die Ergebnisse diskutiert.
 
Zum Referenten: Senator a. D. Alexander Porschke arbeitet mit kommunikationspsychologischen Modellen der Schulz von Thun Schule. Er entwickelt die situationsgerechte Aufstellung der typischen Mitglieder des „Inneren Teams“ einer öffentlich handelnden Person zusammen mit den Teilnehmenden und lässt sie erlebnisorientiert ausprobieren. Denn noch besser als ein Blick hinter die Kulissen der Politik ist der Blick hinter die Kulissen von Politikern!

SALON | „Konfliktmanagement an Hochschulen“

Unser Referent Helmuth Gramm präsentierte uns einen Einblick in seine Arbeit als Konfliktlotse an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg, die er mit jeder Menge Energie, Freude und Tatkraft ausübt. Zu Beginn im Jahr 2003 standen zwei parallele Initiativen, der Arbeitsschutzausschuss und das Projekt Personalentwicklung, die sich dann miteinander verknüpften und die „Entwicklungsgruppe Streitkultur“ bildeten. Seit Beginn der Beratungstätigkeit (November 2003) bis heute wurden etwa 100 Fälle beraten. Häufig sind nur 2-3 Sitzungen erforderlich, andere Fälle hingegen sind sehr zeitaufwändig. Zurzeit steigt die Tendenz zu Fällen mit höherer Zeitanforderung.
 
Typische Konfliktthemen sind Kommunikationsprobleme, unklare Arbeitsaufgaben, unklare Führungsstruktur, Gefühle ungerechter Behandlung, Unzufriedenheit mit der Beurteilung, Mobbingvorwürfe, schwierige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Unzufriedenheit mit der Führungskraft. Die Konfliktparteien kommen aus allen Statusgruppen, mittlerweile verstärkt auch aus der Gruppe der Professoren und Professorinnen. Positive Rückmeldungen und die eigene Bewertung der Beratungsprozesse zeigen, dass diese für die beteiligten Beschäftigten und die Situation in den meisten Fällen hilfreich waren.
 
Zum Referenten: Helmuth Gramm ist Diplomingenieur M.A., arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HAW Hamburg sowie als Coach, Paar- und Familienberater und Mediator. Außerdem ist er als Konfliktlotse in der Hamburger Verwaltung tätig.

SALON | „Gerichtsinterne Mediation am Arbeitsgericht Hamburg“

Unser Referent für den Monat Mai Dr. Esko Horn ist als Richter am Arbeitsgericht Hamburg in der 1. Instanz tätig. 2007 absolvierte er gemeinsam mit vier weiteren Kollegen seine Ausbildung zum Mediator an der Bucerius Law School. Das Arbeitsgericht Hamburg hat eine eigene Mediationsordnung entwickelt, die Grundlage für die dortigen gerichtsinternen Mediationen ist. Die Mediationen werden meist auf Initiative des Vorsitzenden durchgeführt, die Initiative durch die Parteien kommt eher selten vor. Während der Durchführung der Mediation ruht das Gerichtsverfahren. Die Mediationsverfahren werden von einer eigens eingerichteten Mediationsgeschäftsstelle betreut. Diese Geschäftsstelle verschickt Informationsmaterialien an die interessierten Parteien und koordiniert telefonisch die Terminabstimmung für das Mediationsverfahren.
 
Durchschnittlich werden etwa 20 Mediationen im Jahr durchgeführt, die meisten davon finden auf der Grundlage eines Prozesskostenhilfeverfahrens statt. Die geringe Auslastung mit Mediationen lässt einen Terminierung innerhalb von 2 ½ Wochen zu. Ein einziger Termin ist die Regel, für den zunächst drei Stunden vorgesehen sind. Herr Dr. Horn ergänzte dazu, dass er sich grundsätzlich ein Mediationsverfahrenstag terminlich frei halte, um eine spontane Verlängerung des Termins bei Bedarf ermöglichen zu können. Die Mediationen am Arbeitsgericht finden grundsätzlich im Beisein der Parteianwälte statt.
 
Dr. Esko Horn berichtete, dass sich die Richtermediatoren darauf geeinigt hätten, die Mediationen im Beisein eines Co-Mediators durchzuführen. Der Co-Mediator habe die Aufgabe, im Anschluss an den Termin ein Feedback zur Arbeit des Mediators abzugeben. Damit wollen die Richtermediatoren eine gewisse Angleichung der Arbeitsstandards herstellen.
 
Die Mediatoren am Arbeitsgericht bringen im Anschluss an die Mediation das Gerichtsverfahren zum Abschluss, indem sie innerhalb einer „juristischen Sekunde“ ihre Aufgabe wechseln. Die Parteien beenden meistens die Mediation nicht mit einer Abschlussvereinbarung, sondern der Mediator wechselt seine Position und beendet unmittelbar nach der Mediation als Richter das Verfahren mittels eines Vergleiches.
 
Zum Referenten: Dr. Esko Horn, Richter und Mediator am Arbeitsgericht Hamburg

SALON | „Mediationsfilmnacht“

Zu unserem Salon im April hatte Matthias Schütz einige Filmbeiträge zu Mediation ausgewählt, die wir gemeinsam genossen. So verfolgten wir die spannende und erkenntnisreiche Demonstration einer Wirtschaftsmediation. Anschließend machte die Diskussion über die cineastischen Eindrücke allen deutlich, wie sehr Mediation von der individuellen Inszenierung des jeweiligen Mediators lebt.

SALON | „Kommunikation à la Loriot – eine kurze Einführung in die Transaktionsanalyse“

Unser Referent Matthias M. Arndt bot uns mit seinem interessanten, lustigen und prall gefüllten Vortrag im März 2010 zunächst einen Einblick in die Grundidee der Transaktionsanalyse (TA). Konzipiert wurde das Kommunikationsmodell in den fünfziger und sechziger Jahren von Eric Berne, der seine Erfahrungen mit der klassischen Psychoanalyse nach Freud und den ersten Ergebnissen der aufkommenden Hirnforschung verband. Transaktion meint die Interaktion zwischen Personen bei der Kommunikation, die Transaktionsanalyse untersucht also den Vorgang der Kommunikation zwischen (mindestens) zwei Menschen.
 
Jeder Mensch kommuniziert im Rahmen dessen, was er im Laufe seines Lebens erfahren hat, wobei das menschliche Hirn besonders im Alter von 0 bis sechs Jahren die Kommunikationsabläufe der Eltern als unmittelbarste Vorbilder wie ein Aufnahmegerät aufzeichnet und behält. Die TA unterscheidet bei jeder Aussage zwischen dem Eltern-Ich (El-I), dem Erwachsenen-Ich (Er-I) und dem Kind-Ich (K-I). Das El-I kann ein kritisches oder auch ein nährendes, unterstützendes ider förderndes sein. Das K-I kann sich angepasst, rebellisch oder frei äußern. Bei einem „normalen“ Gespräch reagieren die Gesprächspartner auf einer Gesprächsebene, sozusagen auf einer Augenhöhe. Etwa wie hier von Er-I zu Er-I:

Er: „Wie spät ist es?“
Sie: „20.00 Uhr.“

Reagiert der Gesprächspartner mit einem anderen Ich, spricht man von einer gekreuzten TA, die Kommunikation läuft „schief“:

Er: „Wie spät ist es?“ (Das Er-I spricht das Er-I an.)
Sie: „Es ist schon ganz schön spät, mein Lieber!“ (Auf seine Frage reagiert statt dem Er-I das Kritische El-I, das seinem K-I antwortet.)
 
Zur weiteren Einsicht in Kommunikationsvorgänge stellte uns Matthias Arndt das aus der Psychoanalyse stammende Dramadreieck vor. Demnach wirken in jedem von uns drei Kräfte, die sich gegenseitig bedingen und unser Handeln bestimmen: Der Antreiber, der Bremser („Lass das doch!“) und das Symptom. Der Antreiber hat mehrere Komponenten, die in jedem Menschen unterschiedliche große Rollen spielen können: „Sei stark!“, „Beeil Dich!“, „Sei perfekt!“, „Machs recht!“ und „Streng Dich an!“.
 
Diese Komponenten lassen sich auch auf die Kommunikation untereinander übertragen. Die drei Triebkräfte werden symbolisiert durch den Retter, das Opfer und den Verfolger. Retter und Opfer erfahren gegenseitig positive Zuwendung, während die Interaktionen zwischen Verfolger und Retter sowie Verfolger und Opfer als negativ bewertet werden. Die Verfolgerrolle hat der typische „Chef“ als Kontrollmensch, das Opfer ist der von ihm Kontrollierte. Dem Opfer steht der Retter zur Seite. Diese Komponenten agieren miteinander und aufeinander. Das Modell soll helfen, Transparenz in typische Reaktionsmuster zu bringen, um diese im zweiten Schritt zu verändern.
 
Zum Abschluss bewies uns Matthias Arndt, dass sich Loriots Sketche hervorragend mit dem TA-Modell analysieren lassen!
 
Zum Referenten: Matthias M. Arndt, Rechtsanwalt und Wirtschaftsmediator, lebt und arbeitet in Hamburg.