SALON | „Zum Jahresausklang mit Vollgas kontakten – SPEEDNETWORKING“

Der Mediative Mittwoch zum Jahresausklang wurde zum Schauplatz für ein Speednetworking für alle Mediationsinteressierten. Dabei galt es, sich innerhalb weniger Minuten auszutauschen um so in kurzer Zeit viele Kontakte knüpfen zu können. Ein von uns vorbereiteter kleiner Fragenkatalog als Handzettel sollte Startschwierigkeiten überbrücken, wurde jedoch von niemandem gebraucht. 20 Speednetzwerker (+ ein Hund) in 2er- und 3er-Konstellationen kamen miteinander ins Gespräch, das kulturreich war für zwei Stunden ein summender Bienenkorb voller Mediatonsbegeisterter. Die positive Resonanz hat uns sehr gefreut, so dass wir bei Gelegenheit wieder Speednetworking im Arbeitskreis Mediation anbieten werden!


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SALON | „Aufgaben eines Konfliktberaters bei der Landespolizei Schleswig-Holstein“

Unser Referent Ulf Pahl berichtete über die Entstehungsgeschichte dieser Tätigkeit bei der Landespolizei Schleswig-Holsteins. Ausgangspunkt war eine Masterarbeit über die Themen Konflikte und Mobbing, die in eine Dienstvereinbarung mündete, die heute als Arbeitsgrundlage für die 30 nebenamtlich tätigen Konfliktberater dient. Die Dienstvereinbarung hat den Schutz aller Beschäftigten vor Mobbing und anderen diskriminierenden Eingriffen zum Ziel. Zuständig für die Entscheidung, ob es sich um Mobbing handelt, ist der Arbeitskreis Prävention. Dieser Arbeitskreis ist mit ganz unterschiedlichen Personen besetzt, u. a. einem Polizeiarzt, einem Polizeipsychologen, dem Polizeipastor und dem Personalreferenten des Innenministeriums. Den Vorsitz hat der Landespolizeidirektor.
 
Besteht in einer Abteilung der Verdacht von Mobbing oder internen Konflikten, ist der Vorgesetzte der betroffenen Mitarbeiter aufgefordert, den Konflikt beizulegen. Ist er dazu nicht in der Lage, ist er laut Dienstvereinbarung verpflichtet, den Arbeitskreis Prävention über die Situation zu informieren. Diese entscheidet dann, ob es sich um einen handlungspflichtigen Fall von Mobbing handelt oder nicht. Kommt sie zu einer positiven Entscheidung, ist der Vorgesetzte verpflichtet, innerhalb eines Monats ein Schlichtungsverfahren mit dem Ziel durchzuführen, das schädigende Verhalten zu beenden. Dies geschieht mithilfe der Konfliktberater.  Alle 30 Konfliktberater sind weisungsgebunden und werden über die Koordinierungsstelle am Landespolizeiamt Kiel vermittelt. Sie sind allesamt Vollzugsbeamte und arbeiten nebenamtlich, werden also für die Tätigkeit als Konfliktberater von ihrer eigentlichen Tätigkeit freigestellt. Die Konfliktberater haben unterschiedlichste Qualifikationen in Coaching, Mediation, TZI oder arbeiten als Outdoortrainer. Die Ausbildungen erfolgen polizeiintern, z. B. durch den psychologischen Dienst der Polizei oder auch bei externen Ausbildungsinstituten.
 
Die Arbeit findet zumeist in Zweierteams statt, die mit einem Mann und einer Frau besetzt sind. Gearbeitet wird mit bis zu einer Woche dauernden Teamseminaren, das von einem Konfliktcoaching für die Führungskräfte begleitet werden kann, Mediation und Teamberatung, Teamentwicklung und Teamreview. Der Beamtenstatus und die damit verbundene Pflicht zur Wahrung des Legalitätsprinzips zwingt die Konfliktberater, darauf zu achten, dass sämtliche Konfliktlösungsmaßnahmen ausgesetzt werden müssen, solange diesbezüglich ein Strafverfahrens läuft.
 
Diskutiert wurde in der Runde das Problem der nicht zusicherbaren Vertraulichkeit der Mediationsverfahren durch die Konfliktberater aufgrund ihres Vollzugsbeamtenstatus’. Im Falle eines Gerichtsverfahrens wären die Konfliktberater aussagepflichtig. Herr Pahl erläuterte jedoch, dass dies in der Praxis noch nie riskiert worden sei, da ansonsten die Konfliktberater keinerlei Vertrauen der Betroffenen genössen und ihre Arbeit keine Wirkung entfalten könne.
 
 

Ulf Pahl ist stellvertretender Leiter des Polizeireviers Norderstedt und nebenamtlich Konfliktberater und Mediator zur landesweiten innerdienstlichen Konfliktlösung (-regelung) bei der Landespolizei Schleswig-Holstein

SALON | „Austausch“

Der Mediative Mittwoch im Oktober wurde zu einem Austausch untereinander genutzt. Viele Teilnehmer hatten die in den letzten Wochen stattgefundenen Mediationsveranstaltungen besucht. So berichteten einige der Teilnehmer von den Vorträgen und Workshops im Rahmen des Konfliktmanagementkongresses in Hannover und vom TOA-Fachtag in Kiel. Matthias Schütz berichtete vom ersten Round Table Konfliktmanagement und Mediation der Hamburger Wirtschaft, der von der Handelskammer Hamburg und dem Hamburger Institut für Mediation initiiert und durchgeführt wird. Die Veranstaltungen war alle sehr gut organisiert und gut besucht.

SALON | „Stellvertretermediation“

mediativer_mittwoch_stellvertretermediationUnsere Referentin Martina Stoldt stellte uns im September das Modell der Stellvertretermediation vor. Mediation mit Stellvertretung wurde aus der Erkenntnis gewonnen, dass aus verschiedenen Gründen nicht immer beide Konfliktparteien zu einer gemeinsamen Konfliktbearbeitung zur Verfügung stehen. Die Methode gibt die Möglichkeit, mit nur einer anwesenden Konfliktpartei einen Konflikt zu bearbeiten, indem die abwesende durch einen Mediator repräsentiert wird. Der anwesenden Partei sitzt also eine reale Person gegenüber, die die abwesende Konfliktpartei vertritt.
 
 
 
 
 
 

Martina Stoldt ist Rechtsanwältin und Mediatorin, arbeitet schwerpunktmäßig in den Bereichen Familien- und Eherecht, Mietrecht, Wohnungseigentumsrecht und Vereinsrecht sowie in der Konfliktberatung. Sie lebt und arbeitet in Hamburg.

SALON | „Mediation als Schatzkiste – die transfer-orientierte Mediation“

Als erster Gast aus dem Ausland begrüßte der Arbeitskreis Mediation im August die Schweizer Mediatorin Nadia Dörflinger-Khashman. Sie stellte uns an diesem Abend das von ihr entwickelte Modell der transfer-orientierten Mediation vor.
 
Frau Dörflinger-Khashman erklärte ihren Mediationsansatz am Vergleichsmodell der klassischen Fünf-Phasen mit der Metapher eines Restaurantbesuchs. Während man normalerweise nur mit Freude sein Essen genießt, lernt man beim transfer-orientierten Ansatz bereits während des Essens von welchem Tier das Fleisch stammt, welche Nahrung das Tier bekam, wie es gelebt hat und wie man selbst das Gericht zubereiten kann, damit es so schmeckt wie im Restaurant. Diese Informationen könne man im Anschluss an den Restaurantbesuch nun selbst nutzen, indem man eben dieses Fleisch selbst kaufe und zubereite.
 
Die transfer-orientierte Mediation arbeitet mit dem bewussten Einsatz von Metaebenen, um das neue Konfliktverhalten bei den Konfliktbeteiligten dauerhaft zu verankern. Voraussetzung dafür ist stets, dass die Beteiligten dies wollen. Der Mediator bietet Erklärungs- und Handlungsmodelle an, die Beteiligten entscheiden, ob sie diese Angebote annehmen. Der Mediator akzeptiert unbedingt die Entscheidung der Beteiligten!
 
Aus Ihren Erfahrungen mit Medianten wurde Nadia Dörflinger-Khashman deutlich, dass die Bereitstellung eines Deutungsmodells von den Beteiligten häufig dankbar angenommen werde. Die Erklärungsmodelle helfen den Konfliktbeteiligten bei der Abkehr ihrer eigenen Sichtweise als „Kranke“ im Konflikt. Das Lernen neuen Verhaltens sei im pathologischen Zustand nicht möglich, so dass der Mediator gehalten sein sollte, eine entlastende Situation zu schaffen. Durch Anbieten von Deutungswerkzeugen auf der Metaebene wird den Medianten bewusst, dass auch andere Menschen zu derartigem Konfliktverhalten neigen, es demnach völlig normal sei, so zu reagieren. Diese Erkenntnis führt zu einer Entspannung bei den Konfliktbeteiligten, die dann neue Verhaltensweisen zu erlernen möglich werden lässt.
 
Neben der Einführung einer Metaebene arbeitet Frau Dörflinger-Khashman bewusst mit Hausaufgaben, die sie den Mediationsparteien aufgibt.
 
Der gesamte Mediationsprozess unterteilt sich bei der transfer-orientierten Mediation in drei Phasen (Check In and Boarding, Expedition and Discovery und Transfer and Integration), in denen den Beteiligten begleitend durch sogenannte „Zwischenräume“ das Lernen auf der Metaebene möglich werde sowie die eigenständige Bearbeitung durch Hausaufgaben das neue Wissen gefestigt werde.
 
 

Nadia Dörflinger-Khashman ist Mediatorin (MAS), Supervisorin für Mediation, Fachbuchautorin, Dozentin und Inhaberin der Konfliktkultur GmbH in der Schweiz. Ihr Tätigkeitsgebiet ist die Mediation in und zwischen Organisationen.

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