Nachbericht zum SALON 0716

Der SALON „Trauer und (Selbst)Empathie“ wird uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Zunächst hatten wir im „Fritzis“ einen etwas holprigen Start durch fehlende Technik, die dank spontaner Nachbarschaftshilfe jedoch überbrückt werden konnte. Ein großer Monitor ersetzte den fehlenden Beamer und so konnte die vorbereitete Präsentation doch noch gezeigt werden.

In das Thema führte Andrea S. Klahre ein mit einem Zitat von Sheryl Sandberg, Geschäftsführerin von facebook, die ihren Mann bei einem Sportunfall verlor: „Es ist die Ironie meines Lebens, dass ich meinen Ehemann verlieren musste, um mehr Dankbarkeit zu lernen.“

Trauer ist eine Wellenbewegung der Gefühle, ein Pendel, das stetig von Kummer zu positiven Gefühlen hin und her schwingt. Viele Kulturen sehen feste Trauerzeiten vor, in der die Menschen sich vom Verstorbenen verabschieden. Trotzdem ist die Dauer der Trauerphase und der Trauerprozess jedes Menschen individuell. Auch wenn derzeit versucht wird, dass schwierige Trauerverarbeitung als Krankheitsbild anerkannt wird und Menschen in chronische Trauer abgleiten können, gewinnt in den meisten Fällen die Trauer nicht die Oberhand über unser Leben. Stattdessen hat die Trauerforschung gezeigt, dass Trauer für Menschen zu vorteilhafter Veränderung und persönlichem Wachstum führen kann. Als Pionier auf den Forschungsgebieten der Resilienz und der Trauer gilt George A. Bonanno, Professor für Klinische Psychologie an der Columbia Universität in New York. Die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross beschäftigte sich intensiv mit dem Tod und dem Umgang mit Trauer und beschreibt fünf Phasen der Verarbeitung: Verleugnung, Zorn, Verhandeln, Depression und schließlich Akzeptanz.

Aus neurobiologischer Sicht ist Trauer eine Stressreaktion, ein Versuch von Psyche und Körper, mit der wahrgenommenen Bedrohung unseres Wohlbefindens fertig zu werden. Oft hilft es Trauernden beispielsweise, mit dem Verstorbenen laut zu sprechen. Die rituelle Kommunikation ordnet die Gedanken und Gefühle und ist in vielen Religionen fester Bestandteil der Trauerarbeit.

Wie sollten Kollegen und Vorgesetzte Trauernden begegnen, was ist angemessen? Maria Pirch, Trauerbegleiterin, gibt Unternehmen drei Regeln an die Hand: Innehalten – Aushalten – Abstand halten. Führungskräfte sollten unbedingt Vorbild sein und auf den Trauernden zugehen. Besser als „Melden Sie sich, wenn Sie etwas brauchen, wir sind für Sie da!“, ist es jedoch, direkt zu erfragen, was der Trauernde in diesem Moment an Hilfe oder Unterstützung gebrauchen könnte. So wird der Trauernde entlastet und nicht dazu genötigt, selbst um Unterstützung bitten zu müssen. Generell gilt: „Mitfühlen ist gut, Mitleiden aber bitte nicht.“

Durch Andrea Klahres intensiven und zugewandten Vortrag entwickelte sich eine zutiefst mitfühlende Atmosphäre, die alle Anwesenden sehr berührte. Abschließen möchte ich mit einem Teilnehmerfeedback, das uns per E-Mail erreichte:
„Die gestrige Veranstaltung war nicht nur aus dem Grunde außergewöhnlich, weil so viele der Teilnehmer es gewagt haben, ganz private Einblicke zu zeigen. Da ich auch im Erbrecht berate, waren für mich viele Aspekte besonders wertvoll. Neu für mich die Frage, wie heutzutage mit Trauer in Unternehmen umgegangen wird bzw. umgegangen werden soll. Ein gelungener Vortrag!“

Voller Dankbarkeit gehen wir nun in die Sommerpause.